Es war der Prokurist Max Reinhold Wust, der einen Vorschlag machte, der wirklich als pfiffig bezeichnet werden kann: Möglichst alle mecklenburgischen Städte und Badeorte sollten eine Notgeldserie herausgeben, einheitlich in den Formaten, den Werten, in der grundsätzlichen Gestaltung und dadurch, dass auf den Rückseiten ein Zitat Fritz Reuters angebracht sei. Die Entwürfe sollten einheimische Künstler übernehmen, wobei zu berücksichtigen sei, dass die Motive eine Werbung für Mecklenburg sein sollten. Denn: nur 3% sei als Geld in Umlauf zu bringen, während 97% von vornherein als Sammelobjekt hergestellt werden. Seine Argumente: Dieses Druckerzeugnis sei „ein Mittel zur Linderung der Arbeitslosennot", „eine Beschäftigungsmöglichkeit für Zeichner, Ätzer und Drucker" und zusätzlich eine Fremdenverkehrsreklame, weil der Erlös dem Verkehrsverband zugutekommen solle. Vorgesehen waren 10-, 25- und 50-Pfennig-Scheine für zunächst 61 Orte, aus denen dann 70 wurden.

Der Plan hatte viel für sich. Das Finanzministerium stimmte zu. Einzelheiten wurden ausgehandelt. Zunächst wurde eine Reutergeldgesellschaft gebildet. Ausser Wust selbst gehörten ihr an: der Schweriner Oberbürgermeister Weltzin, der Direktor des Verkehrsvereins Siegmann (Rostock), der Direktor des Schweriner Landesmuseums Dr. Walter Josephi und sein Kollege Dr. Reifferscheid als Kunstsachverständige.

Die Höhe der Auflage wurde auf 50'000 festgelegt. Die vollständige Serie sollte 70 x 3 = 210 Scheine, beidseitig bedruckt, also 420 Entwürfe umfassen. Grundsätzlich sollten die Aufträge nur an in Mecklenburg ansässige Künstler vergeben werden, und alle Entwürfe sollten - nach Prüfung durch die Kommission - dem Finanzministerium vorgelegt werden.
(Die Akten über diese Festlegungen liegen im Landeshauptarchiv.)

Landkarte der Aufteilung unter die 5 Künstler des Reutergeldes

 

Das Verbreitungsgebiet der Reuterscheine und die Aufteilung unter fünf Künstler

Wie erwähnt, waren es 70 Ortschaften, die sich der Reutergeldbewegung anschlossen. Alle lagen in Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz. Am 27. April war ein Rundschreiben des Mecklenburgischen Verkehrsverbands e.V. an alle Städte und Gemeinden ergangen. Der Druck verursache ihnen keine Kosten. Die Unterschriften und Motivvorschläge sollten bis zum 15. Mai eingereicht sein. Die Auslieferung der fertigen Scheine erfolgte jedoch erst nach Ablauf der Geltungsdauer.

Dass die Schweriner Künstler so im Übergewicht sind, mag damit zusammenhängen, dass sie am frühesten von der Möglichkeit erfuhren, aber auch damit, dass die Nähe zur Bärensprungschen Druckerei dem Vorhaben günstig war.
Bei der sonst ziemlich gleichmäßigen Verteilung fällt die Bevorzugung Georg Schütz' auf. Doch dafür gibt es eine plausible Erklärung: Er arbeitete bereits als Zeichner für die „Mecklenburgische Zeitung", also auch für die Bärensprungsche Hofbuchdruckerei.

 

Reutergeld Sammlung 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Quelle: Möller, Ingrid. Das mecklenburgische Reutergeld von 1921 (German Edition)